So wird die Wiese zur Wildblumenwiese

Bunte Vielfalt für Insekten, Vögel, Igel und andere Gartenbesucher

 

Der NABU erklärt in einem Video in fünf Schritten, wie man eine Wildblumenwiese anlegt und schonend mäht.

 

Bildquelle: © NABU Pfalzgrafenweiler / Bernd Gagelmann
Bildquelle: © NABU Pfalzgrafenweiler / Bernd Gagelmann

Vom Rasen zum Blütenmeer – Eine Frage des Nährstoffgehalts

Die meisten Wildkräuter entfalten sich auf mageren Böden. Um ideale Bedingungen für eine Wildblumenwiese zu schaffen, wird daher ein magerer, nährstoffarmer Boden benötigt – anders als beim Intensivrasen, der am besten auf einem nährstoffreichen Boden gedeiht. Der Intensivrasen wandelt sich daher nicht von selbst zum Blütenmeer, Sie können aber mit einfachen Mitteln etwas nachhelfen.

Wenn Sie die Düngung einstellen, den Schnitt auf wenige Male im Jahr reduzieren und das Schnittgut entfernen, verringert sich der Nährstoffgehalt des Bodens langsam. Allerdings wandern auf diese Weise lediglich diejenigen Arten zu, welche sich in der näheren Umgebung befinden. Um den Prozess zu beschleunigen und eine artenreiche Wildblumenwiese zu garantieren, kann der Intensivrasen auch „geimpft“ werden. Dabei wird der Rasen punktuell entfernt und die offenen Stellen werden anschließend mit der Wildblumensaat ihrer Wahl bestreut oder mit Kräutern bepflanzt. Alternativ können Sie den Rasen im Herbst oder im zeitigen Frühjahr vertikutieren, sodass lichte Grasstoppel übrig sind. Auf dieser Fläche kann nun mit der Einsaat begonnen werden.

Falls Sie nicht lange warten wollen und gerne selbst zur Tat schreiten möchten, können Sie auch die Grasnarbe entfernen. Auf diese Weise wird der Nährstoffgehalt des Bodens gesenkt und ideale Bedingungen für eine Wildblumenwiese entstehen.

 


Samentütchen ist nicht Samentütchen

© NABU Baden-Württemberg / Eric Neuling
© NABU Baden-Württemberg / Eric Neuling

Bevor es mit dem Anlegen der Blumenwiese losgeht, ist die Wahl des Saatgutes entscheidend für den ökologischen Wert der Wiese: Viele im Handel als „bienenfreundlich“ deklarierte Saatmischungen enthalten häufig recht wahllos zusammengemischte ein- und zweijährig blühende Arten. Darüber hinaus bestehen sie auch oft aus nicht gebietsheimischen, exotischen Pflanzen oder zuweilen sogar sterilen Zuchtsorten, die unseren häufig spezialisierten, seltenen oder sogar bedrohten Insektenarten kaum Nahrung bieten. Beispielsweise haben sich einige Wildbienenarten, wie die Natternkopf-Mauerbiene, im Lauf der Evolution auf eine ganz spezielle heimische Futterpflanze spezialisiert und sind damit zwingend auf deren Vorkommen angewiesen. Mit einem Großteil der im Handel angebotenen Samenmischungen können sie daher leider nicht viel anfangen.

Im Gegensatz zu der nicht im Bestand gefährdeten Honigbiene, die sich als Generalist von einer Vielzahl an Pflanzen ernähren kann, stehen von den mehr als 460 in Baden-Württemberg vorkommenden Wildbienenarten über die Hälfte auf der Roten Liste. Diese können wir mit Blühmischungen unterstützen, die möglichst viele verschiedene Wildblumensamen enthalten und an die regionalen Bedingungen angepasst sind. Auf diese Weise können unterschiedlichste Arten mit Nahrung versorgt und der Erhalt der biologischen Vielfalt gefördert werden. Der NABU empfiehlt deshalb, beim Samenkauf auf mehrjährige, gebietsheimische Arten, möglichst aus ökologischem Anbau, zu achten.

Bezugsadressen von Samen und Pflanzengut

 

Es gibt heutzutage ein reichhaltiges und zuverlässiges Angebot ökologisch oder regional erzeugter Sämereien und Pflanzen sowie seltener alter Sorten. Im Gartenmarkt um die Ecke wird man aber meist vergeblich danach suchen.

 

Beispiele für Anbieter/Versender von insektenfreundlichen, heimischen Wildpflanzen gibt der NABU-Bundesverband.

 


Mit wenigen Schritten zum artenreichen Garten

 Um eine Wildblumenwiese anzulegen benötigen Sie Spaten, Rechen, Rasenwalze und Gießkanne. Bei größeren Flächen bietet sich auch der Gebrauch einer Fräse an. Ausgestattet mit diesen Gartenwerkzeugen, können Sie den Rasen in wenigen Schritten in eine Wildblumenwiese verwandeln.

Maßgeblich ist dabei die Vorbereitung des Saatbetts. Sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg der Neuanlage. Nachdem Sie an einem sonnigen, nährstoffarmen Standort die Pflanzendecke entfernt haben, sollten Sie sicherstellen, dass das Saatbett vor der Ansaat frei von ungewünschten Wurzel- und Samenwildkräutern, wie beispielsweise Ampfer, Quecke, Distel oder Winde ist. Anschließend wird die Erde feinkrümelig gelockert und geebnet. Wie viel Saatgut benötigt wird, hängt von der Größe der entstehenden Wiese ab.

Die Ansaatstärke variiert je nach verwendeter Samenmischung und beträgt häufig zwischen 1 und 6 g pro Quadratmeter. Um eine gleichmäßige Verteilung der Samen zu gewährleisten, können Sie das Saatgut mit Sand strecken und breitwürfig von Hand aussäen. Da es sich bei den meisten Wildpflanzenarten um Lichtkeimer handelt, gilt es zu beachten, dass das Saatgut obenauf gesät und nicht in den Boden eingearbeitet wird. Um den Bodenschluss zu gewährleisten, muss das Saatgut zwingend angewalzt und festgedrückt werden. Die Einsaat sollte vorzugsweise vor angekündigten Niederschlägen erfolgen, denn die Wildpflanzen benötigen für ein optimales Wachstum mindestens vier bis sechs Wochen durchgehende Feuchtigkeit. Im Frühjahr eignen sich die Monate März bis Mai und im Herbst die Monate August bis Oktober für die Einsaat. Kurz darauf kann man dann auch schon die ersten grünen Spitzen aus der Erde sprießen sehen.


Pflege

Kurz nach der Einsaat sollte die Fläche regelmäßig auf den Aufwuchs unerwünschter Wurzel- oder

 

Samenwildkräuter hin kontrolliert und diese aufgrund ihrer hohen Konkurrenzfähigkeit zugunsten der Pflanzen der Samenmischung entfernt werden.

Ein großer Vorteil der Wildblumenwiese: Sie muss nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden – am besten mit der Sense. Je nach Witterung und Region eignen sich dafür die Monate Juni/Juli und im Oktober. Mähen Sie die Wiese seltener, geht die Artenvielfalt genauso verloren wie bei einer höheren Schnitthäufigkeit und Düngung. Wichtig ist, dass Sie das Mahdgut anschließend von der Fläche entfernen, um dem Boden keine weiteren Nährstoffe zuzufügen. Damit die Tiere genügend Zeit zum Umzug haben und Ihnen weiterhin ein Blüh- und Deckungsangebot zur Verfügung steht, empfiehlt es sich, nicht die gesamte Wiese auf einmal zu mähen, sondern in Etappen und dazwischen einwöchige Pausen einzulegen.

Einen Teil der Wiese können Sie sogar bis zum Frühjahr des Folgejahres stehen lassen, da einige Insekten in den Stängeln verblühter Stauden überwintern und die Samen der Stauden eine nahrhafte Futterquelle für Vögel darstellen. Da die Wildpflanzen an die hiesigen Witterungsbedingungen angepasst sind, benötigt die einmal etablierte Wiese im Gegensatz zum anfälligen Rasen zudem wenig bis keine zusätzliche Wässerung mehr.

Tun Sie sich und der Artenvielfalt etwas Gutes: Legen Sie Ihre eigene Wildblumenwiese an!