Der NABU erklärt in einem Video in fünf Schritten, wie man eine Wildblumenwiese anlegt und schonend mäht.
Die meisten Wildkräuter entfalten sich auf mageren Böden. Um ideale Bedingungen für eine Wildblumenwiese zu schaffen, wird daher ein magerer, nährstoffarmer Boden benötigt – anders als beim
Intensivrasen, der am besten auf einem nährstoffreichen Boden gedeiht. Der Intensivrasen wandelt sich daher nicht von selbst zum Blütenmeer, Sie können aber mit einfachen Mitteln etwas
nachhelfen.
Wenn Sie die Düngung einstellen, den Schnitt auf wenige Male im Jahr reduzieren und das Schnittgut entfernen, verringert sich der Nährstoffgehalt des Bodens langsam. Allerdings wandern auf diese
Weise lediglich diejenigen Arten zu, welche sich in der näheren Umgebung befinden. Um den Prozess zu beschleunigen und eine artenreiche Wildblumenwiese zu garantieren, kann der Intensivrasen auch
„geimpft“ werden. Dabei wird der Rasen punktuell entfernt und die offenen Stellen werden anschließend mit der Wildblumensaat ihrer Wahl bestreut oder mit Kräutern bepflanzt. Alternativ können Sie
den Rasen im Herbst oder im zeitigen Frühjahr vertikutieren, sodass lichte Grasstoppel übrig sind. Auf dieser Fläche kann nun mit der Einsaat begonnen werden.
Falls Sie nicht lange warten wollen und gerne selbst zur Tat schreiten möchten, können Sie auch die Grasnarbe entfernen. Auf diese Weise wird der Nährstoffgehalt des Bodens gesenkt und ideale
Bedingungen für eine Wildblumenwiese entstehen.
Bevor es mit dem Anlegen der Blumenwiese losgeht, ist die Wahl des Saatgutes entscheidend für den ökologischen Wert der Wiese: Viele im Handel als „bienenfreundlich“ deklarierte Saatmischungen
enthalten häufig recht wahllos zusammengemischte ein- und zweijährig blühende Arten. Darüber hinaus bestehen sie auch oft aus nicht gebietsheimischen, exotischen Pflanzen oder zuweilen sogar
sterilen Zuchtsorten, die unseren häufig spezialisierten, seltenen oder sogar bedrohten Insektenarten kaum Nahrung bieten. Beispielsweise haben sich einige Wildbienenarten, wie die
Natternkopf-Mauerbiene, im Lauf der Evolution auf eine ganz spezielle heimische Futterpflanze spezialisiert und sind damit zwingend auf deren Vorkommen angewiesen. Mit einem Großteil der im
Handel angebotenen Samenmischungen können sie daher leider nicht viel anfangen.
Im Gegensatz zu der nicht im Bestand gefährdeten Honigbiene, die sich als Generalist von einer Vielzahl an Pflanzen ernähren kann, stehen von den mehr als 460 in Baden-Württemberg vorkommenden
Wildbienenarten über die Hälfte auf der Roten Liste. Diese können wir mit Blühmischungen unterstützen, die möglichst viele verschiedene Wildblumensamen enthalten und an die regionalen Bedingungen
angepasst sind. Auf diese Weise können unterschiedlichste Arten mit Nahrung versorgt und der Erhalt der biologischen Vielfalt gefördert werden. Der NABU empfiehlt deshalb, beim Samenkauf auf
mehrjährige, gebietsheimische Arten, möglichst aus ökologischem Anbau, zu achten.
Bezugsadressen von Samen und Pflanzengut
Es gibt heutzutage ein reichhaltiges und zuverlässiges Angebot ökologisch oder regional erzeugter Sämereien und Pflanzen sowie seltener alter Sorten. Im Gartenmarkt um die Ecke wird man aber meist vergeblich danach suchen.
Beispiele für Anbieter/Versender von insektenfreundlichen, heimischen Wildpflanzen gibt der NABU-Bundesverband.
Um eine Wildblumenwiese anzulegen benötigen Sie Spaten, Rechen, Rasenwalze und Gießkanne. Bei größeren Flächen bietet sich auch der Gebrauch einer Fräse an. Ausgestattet mit diesen
Gartenwerkzeugen, können Sie den Rasen in wenigen Schritten in eine Wildblumenwiese verwandeln.
Maßgeblich ist dabei die Vorbereitung des Saatbetts. Sie entscheidet über Erfolg oder Misserfolg der Neuanlage. Nachdem Sie an einem sonnigen, nährstoffarmen Standort die Pflanzendecke entfernt
haben, sollten Sie sicherstellen, dass das Saatbett vor der Ansaat frei von ungewünschten Wurzel- und Samenwildkräutern, wie beispielsweise Ampfer, Quecke, Distel oder Winde ist. Anschließend
wird die Erde feinkrümelig gelockert und geebnet. Wie viel Saatgut benötigt wird, hängt von der Größe der entstehenden Wiese ab.
Die Ansaatstärke variiert je nach verwendeter Samenmischung und beträgt häufig zwischen 1 und 6 g pro Quadratmeter. Um eine gleichmäßige Verteilung der Samen zu gewährleisten, können Sie das
Saatgut mit Sand strecken und breitwürfig von Hand aussäen. Da es sich bei den meisten Wildpflanzenarten um Lichtkeimer handelt, gilt es zu beachten, dass das Saatgut obenauf gesät und nicht in
den Boden eingearbeitet wird. Um den Bodenschluss zu gewährleisten, muss das Saatgut zwingend angewalzt und festgedrückt werden. Die Einsaat sollte vorzugsweise vor angekündigten Niederschlägen
erfolgen, denn die Wildpflanzen benötigen für ein optimales Wachstum mindestens vier bis sechs Wochen durchgehende Feuchtigkeit. Im Frühjahr eignen sich die Monate März bis Mai und im Herbst die
Monate August bis Oktober für die Einsaat. Kurz darauf kann man dann auch schon die ersten grünen Spitzen aus der Erde sprießen sehen.
Kurz nach der Einsaat sollte die Fläche regelmäßig auf den Aufwuchs unerwünschter Wurzel- oder
Samenwildkräuter hin kontrolliert und diese aufgrund ihrer hohen Konkurrenzfähigkeit zugunsten der Pflanzen der Samenmischung entfernt werden.
Ein großer Vorteil der Wildblumenwiese: Sie muss nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden – am besten mit der Sense. Je nach Witterung und Region eignen sich dafür die Monate Juni/Juli und im
Oktober. Mähen Sie die Wiese seltener, geht die Artenvielfalt genauso verloren wie bei einer höheren Schnitthäufigkeit und Düngung. Wichtig ist, dass Sie das Mahdgut anschließend von der Fläche
entfernen, um dem Boden keine weiteren Nährstoffe zuzufügen. Damit die Tiere genügend Zeit zum Umzug haben und Ihnen weiterhin ein Blüh- und Deckungsangebot zur Verfügung steht, empfiehlt es
sich, nicht die gesamte Wiese auf einmal zu mähen, sondern in Etappen und dazwischen einwöchige Pausen einzulegen.
Einen Teil der Wiese können Sie sogar bis zum Frühjahr des Folgejahres stehen lassen, da einige Insekten in den Stängeln verblühter Stauden überwintern und die Samen der Stauden eine nahrhafte
Futterquelle für Vögel darstellen. Da die Wildpflanzen an die hiesigen Witterungsbedingungen angepasst sind, benötigt die einmal etablierte Wiese im Gegensatz zum anfälligen Rasen zudem wenig bis
keine zusätzliche Wässerung mehr.
Tun Sie sich und der Artenvielfalt etwas Gutes: Legen Sie Ihre eigene Wildblumenwiese an!